Reinhold Otto Mayer Preis 2025

Die Gewinner*innen des Wettbewerbs für den Reinhold Otto Mayer Preis 2025 stehen fest: Der mit 50.000 Euro dotierte und zum dritten Mal ausgelobte Preis wird verliehen an das Team Misha Cvijović (Komposition), Philipp Amelungsen (Idee, Buch und Libretto), Anna Weber (Regie), Stella Lennert (Bühne), Alexander Djurkov Hotter (Kostüme) und Thomas Helmut Heep (Choreografie). Gemeinsam haben Sie den Entwurf zu einer neuen Operette eingereicht mit dem Arbeitstitel Alles Liebe! Eine queere Landoperette. Dafür erhält das Team den Reinhold Otto Mayer Preis 2025 als Stückauftrag. Die Uraufführung von Alles Liebe! ist für November 2025 geplant und wird im Großen Haus des Hessischen Staatstheater Wiesbaden stattfinden. Im zeitnahen Vorfeld der Uraufführung wird die Verleihung des Preises stattfinden, Egbert Tholl – Journalist und Jurymitglied – hält die Laudatio.
Aus 42 Einsendungen entschied sich die Jury – dieses Jahr, neben Egbert Tholl, bestehend aus Martin G. Berger (Regisseur), Gordon Kampe (Komponist), Katharine Mehrling (Schauspielerin/Sängerin), Dorothea Hartmann (design. Intendantin Hessisches Staatstheater Wiesbaden) und Dr. Uta Daur (Reinhold Otto Mayer Stiftung) – für die Konzeption Alles Liebe!.
Zu den Finalist*innen der diesjährigen Ausschreibung gehören u.a. die Teams von Leo Dick, Christoph Sökler und Blanka Rádóczy mit Cloud Cuckoo. Posthumane Operette in einem Prolog und drei Akten. Nach Wolkenkuckucksheim von Karl Kraus, Samuel Penderbayne, Susanne Lütje, Anne X. Weber und Louisa Proske mit Bei allen dreckigen Drachenfischen! Eine Piraten-Operette sowie Alexander Schweiß und Lena Reißner mit Schijnbaar! Voll auf die Zwölf (AT).
Das Preisgeld 2025 wird indirekt als Werkauftrag über das Hessische Staatstheater Wiesbaden gewährt, und zwar für den Stückauftrag mit insgesamt 50.000 Euro. Weitere 15.000 Euro erhält das Theater von der Stiftung als Zuschuss zu den Produktionskosten.
Zum Exposé Alles Liebe! Eine queere Landoperette schreibt das Team: „Operette war, solange von einer lebendigen Uraufführungspraxis belebt, immer zeitgenössisch; die Gegenwart reflektierend, das Publikum liebevoll im Spiegel der Bühne aufs Korn nehmend, oft für den konkreten Ort der Aufführung, das Lokale mitverhandelnd, geschrieben. Die Spielprinzipien der Operette haben bis heute Gültigkeit. Was eben noch oben war, ist unten, die Mächtigen entmachtet, die Underdogs der Gesellschaft im Hochstatus. Und gerade diese Underdogs, sind die wahren Held*innen des Genres. Am Ende aber, und das zeichnet die Operette im Besonderen aus, wartet zumeist Versöhnung. Somit ist die Operette vielleicht wirklich das Musiktheater der Stunde, denn sie vermag, in einer multiperspektivischen Welt verschiedenster Spaltungen, im gemeinsamen miteinander Lachen einen produktiven Dialog zu stiften, in dem gegensätzliche Positionen verhandelt werden.
Wir möchten von diversen Lebensrealitäten erzählen und machen deshalb in Alles Liebe! Eine queere Landoperette Menschen aus der LGBTQIA+ Community zu Held*innen unserer Operette. Im Spannungsverhältnis unterschiedlicher Lebensweisen zwischen wertkonservativ und progressiv liberal, ländlichem und urbanem Raum, Aufbegehren und Furcht haben wir liebevolle Reibeflächen gefunden, die ein lebendiges, absurdes, schräges, verworfenes wie berührendes zeitgenössisches Operettentheater ermöglichen und gleichzeitig in ein utopisches Morgen verweisen. Dabei wollen wir auch mit verschiedenen Akteur*innen vor Ort in Kontakt treten und sie in unsere Operette involvieren und zeigen, dass das Leben in Stadt und Land vielfältig und von einem lebendigen Miteinander geprägt ist.“


 
Informationen zur Ausschreibung und Preisvergabe 2025:

 
Die Preisträger*innen

Foto: Daniel Narrschick

Misha Cvijović (Komposition) ist Komponistin, Pianistin und Klangkünstlerin mit serbischen Wurzeln und lebt in Berlin. In ihrem vielfältigen künstlerischen Schaffen ist neben zeitgenössischer Orchester- und Kammermusik auch elektroakustische Musik sowie zeitgenössische Oper und Musik für Theater und Film zu finden. Sie studierte Komposition an der Fakultät für Musik in Belgrad und an der renommierten HfM „Hanns Eisler“ Berlin. Sie besuchte internationale Kurse bei u. a. Georges Aperghis, Marc Andre, Heiner Goebbels, Lucia Ronchetti und Forced Entertainment. Ihre Kompositionen wurden bei zahlreichen Festivals und Konzerten aufgeführt, darunter: Heroines of Sound Berlin, MaerzMusik, Monate der zeitgenössischen Musik Berlin, Musica Electronica Nova Wroclaw, KLANG Copenhagen, SONIC MATTER Zürich, Klangwerkstatt für Neue Musik Berlin, Musiktheatertage Wien, IMPULS Graz, Cannes Film Festival und Rotterdam Film Festival. Dabei arbeitete die Komponistin mit namhaften Orchestern und Ensembles zusammen, darunter: Zafraan Ensemble, Ensemble LUX:NM, Ensemble RADAR, zone expérimentale Basel, RTS Symphony Orchestra.
Für das Musiktheater arbeitete sie u. a. an der Deutschen Oper Berlin, Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf, Neuköllner Oper, Sophiensaele, Theater Bielefeld und am TD u. a. mit Nadja Loschky, Ulrike Schwab, Miloš Lolić, Fabian Gerhardt, Andrea Moses, Peter Kastenmüller, Aliénor Dauchez, Johannes Müller und Philipp Amelungsen zusammen. Misha Cvijović war Stipendiatin der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Berlin 2021 und des Musikfonds Berlin 2021 mit dem Trio Splitsignals Berlin. Sie erhält die WERGO CD-Porträtförderung der Edition Zeitgenössische Musik (EZM) 2023, ein Projekt des Podiums Gegenwart des Deutschen Musikrats, WERGO.
Website: mishacvijovic.com
 

Foto: Justin Bach

Philipp Amelungsen (Idee, Buch und Libretto), freier Dramaturg für Musiktheater, Tanz und Performance, studierte Theater- und Kulturwissenschaft in Leipzig. Mit seinem Fokus auf zeitgenössischem Musiktheater arbeitete er unter anderem an der Oper Leipzig, am Staatstheater Braunschweig und an der Oper Halle. Anschließend leitete er im Team zwei Jahre lang das Musiktheater des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. Philipp Amelungsen arbeitete außerdem mit Künstler*innen wie Katrín Hall, Jan Pusch, Misha Cvijović, Henriette Hörnigk, Nina Gühlstorff, Mario Schröder oder Maximilian von Mayenburg zusammen. Im April 2023 feierte die musikalische Stückentwicklung Playing Animal Farm mit der Regisseurin Anna Weber am DNT Weimar Premiere. Aktuell ist er als Gastdramaturg für die italienischsprachige Erstaufführung von Antonio Salieris Oper Kublai Khan am Musiktheater an der Wien tätig. Im Mai 2024 folgt die Uraufführung SANCTA (AT) mit der Performancekünstlerin Florentina Holzinger, die er als Dramaturg begleitet.
Website: www.philippamelungsen.de
 

Foto: Nicola Fegg

Anna Weber (Regie) lebt in Berlin und inszeniert sowohl in der freien Szene als auch an Stadt- und Staatstheatern. Sie studierte Musiktheaterregie an der HfM „Hanns Eisler“ sowie Schauspielregie an der HfS Ernst Busch in Berlin und arbeitet genreübergreifend mit besonderer Vorliebe zur Operette. Sie ist Mitgründerin des Kollektivs für zeitgenössische Oper*ette tutti d*amore, mit dem sie die Vision teilt, das Genre zurück in die Zukunft zu führen. Für tutti d*amore inszenierte Anna Weber Werke von Jacques Offenbach, Mischa Spoliansky, Franz von Suppè sowie eigene Stückentwicklungen. 2019 brachte sie die Uraufführung von Der Grund des Komponisten Sven Daigger an der Deutschen Oper Berlin heraus. In Kooperation mit dem Goethe-Institut inszenierte sie am Opernhaus Saigon in Vietnam die selbst verfasste Operncollage Yesterdays Memory (2019) sowie Die lustige Witwe von Franz Lehár (2023). Neben mehreren Arbeiten für das DTN Weimar entstand 2023 ihre Inszenierung von Carmen am Mecklenburgischen Staatstheater, 2024 ihre Inszenierung der Künneke-Operette Der Tenor der Herzogin am Staatstheater Chemnitz, gefolgt von Doktor Ox von Jacques Offenbach am Theater Münster.
Website: annaweber.work/about
 

Foto: privat

Stella Lennert (Bühne) ist Bühnen- & Kostümbildnerin und Videoartist. Sie studierte Bühnenbild bei Johannes Schütz an der Kunstakademie Düsseldorf und assistierte währenddessen am Berliner Ensemble. Nach ihrem Diplomabschluss war Stella Lennert fest an den Bühnen der Stadt Köln engagiert, wo sie unter anderem das Bühnenbild zu Le Roman comique in der Regie von Hermann Müller entwarf. Engagements führten sie an die Oper Chemnitz, das Mecklenburgische Staatstheater, das Landestheater Linz, die Philharmonie Köln, das Schauspiel Frankfurt u.v.m. Sie arbeitet mit den Regisseur*innen Anna Weber, David Moser, Mechthild Harnischmacher und dem Kollektiv für zeitgenössische Operette tutti d*amore. Als eine Hälfte des Teams LEN! entwirft sie mit ihrer Schwester Viviane Lennert Sets und Videoarbeiten für TV, Bühnen und Ausstellungen. Zusammen mit dem Soundartist Jakob Lorenz arbeiten sie außerdem an Virtual Reality Environments aus Szenografie und Sound. 2022/23 war Stella Lennert Stipendiatin an der Akademie für Theater und Digitalität am Theater Dortmund. 2023 wurde ihr der Hein-Heckroth Bühnenbildförderpreis durch Ulrich Rasche verliehen.
Website: www.stellalennert.com
 

Foto: Felix Grünschloß

Alexander Djurkov Hotter (Kostüme) stammt aus Venezuela. Er studierte Architektur an der TU Berlin, bevor er ab 2011 eine Maßschneiderlehre in Düsseldorf absolvierte. Im Anschluss arbeitete er mit der renommierten Kostümbildnerin Moidele Bickel zusammen. Alexander Djurkov Hotter arbeitete als Assistent an verschiedenen europäischen Theatern und Opernhäusern in Produktionen von Luc Bondy, Calixto Bieito, Dieter Dorn, Shirin Neshat u.v.m.. Erste eigene Arbeiten führten ihn an das Nationaltheater Weimar, das Theater Dortmund, das Schauspielhaus Bochum, die Staatsoperette Dresden, das Schauspielhaus Frankfurt und an das Badische Staatstheater in Karlsruhe. Dabei arbeitete er mit Regisseur*innen wie Michael Schachermaier, Thomas Helmut Heep, Maike Bouschen, Mizgin Bilmen und Florian Fischer. Am Theater Bielefeld entwarf er die Kostüme für Mizgin Bilmens Inszenierungen der deutschen Erstaufführung von Marc-André Dalbavies Charlotte Salomon – Leben, oder Theater?, die mit dem Götz-Friedrich-Preis 2017 ausgezeichnet wurde. Er entwarf zusammen mit dem Regisseur Robert Wilson die Kostüme für Edda am Norske Teatret in Oslo und für Der Sandmann am Düsseldorfer Schauspielhaus. Weitere Arbeiten führten ihn in jüngster Zeit an das Musiktheater an der Wien und das Theater Basel.
 

Foto: Svenja Drewitz

Thomas Helmut Heep (Choreografie) studierte an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Theaterwissenschaft. Während des Studiums nahm er Ballettunterricht und trainierte in Jazz- und Musicaltanz. Freiberufliche Assistenzen führten ihn an verschiedene Häuser im deutschsprachigen Raum, unter anderem Mainz, Berlin, Dresden, Linz und Luzern. Als Choreograf erarbeitete er gemeinsam mit dem Medienkollektiv VierAlle den Theaterabend Mit der Zeit gemeinsam mit dementen Senior*innen. Für OFFMusical inszenierte er unter anderem die deutschsprachige Erstaufführung von Green Days American Idiot in der Frankfurter Batschkapp. Nach Engagements an der Comödie Dresden und dem Off-Theater Salzburg inszenierte er mehrfach in Rothenburg ob der Tauber für die Freilichtbühne des Toppler-Theaters, wo er auch die Choreografie zu der musikalischen Komödie Non(n)sens kreierte. Am Staatstheater Meiningen inszenierte und choreografierte er das Musical Heiße Zeiten. Weitere Engagements führten ihn an die Staatsoperette Dresden sowie an das Mecklenburgische Staatstheater, wo er zuletzt die Choreografie für die deutschsprachige Erstaufführung des Musicals Little Miss Sunshine verantwortete.